Tötungsdelikt Melanie Frank: Großaufgebot der hessischen Polizei sucht Waldstück erneut ab und bittet nochmals um Hinweise, Wiesbaden - Mord verjährt nicht. Kräfte des Hessischen Landeskriminalamts (HLKA) und des Hessischen Polizeipräsidiums für Einsatz (HPE) haben daher am Dienstag und Mittwoch, 26. und 27. November, erneut das Waldstück im rheinland-pfälzischen Kisselbach durchsucht, in dem 2008 sterbliche Überreste von Melanie Frank gefunden worden waren.
Melanie Frank galt zuvor als vermisst, sie war am Abend des 16. Juni 1999 von einer Besorgung für ihre Mutter nicht zurückgekehrt. Die Wiesbadenerin war zum Zeitpunkt ihres Verschwindens 13 Jahre alt. Die Cold Case Unit (CCU) des HLKA, die in dem Fall ermittelt, initiierte und koordinierte den Einsatz. "Neben der akribischen Arbeit tragen auch die sich stetig weiterentwickelnden Möglichkeiten der Kriminaltechnik dazu bei, dass ungeklärte Tötungsdelikte oder Vermisstenfälle noch nach vielen Jahren oder gar Jahrzehnten aufgeklärt werden können. Wir lassen auch im Fall Melanie Frank nichts unversucht, um neue Ermittlungsansätze zu generieren", sagt HLKA-Präsident Andreas Röhrig. Am Dienstag, 26. November, kamen zunächst Leichenspürhunde zum Einsatz. Am Mittwoch, 27. November, suchten dann rund 100 Bedienstete des HPE das an der Landstraße 214 gelegene Waldstück im Rhein-Hunsrück-Kreis ab. Begleitet wurde der Einsatz an beiden Tagen von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Tatortgruppe des HLKA. Die gesuchten Gegenstände - die Bekleidung von Melanie Frank, ihre Uhr und Kette - sowie weitere menschliche Überreste von ihr konnten nicht aufgefunden werden. Hintergrund Melanie Frank Die damals 13-jährie Melanie Frank wurde am 16. Juni 1999 gegen 20.30 Uhr von ihrer Mutter losgeschickt, um Zigaretten zu holen. Das Mädchen verließ daraufhin die Wohnung in der Graf-von-Galen-Straße 78 in Wiesbaden. Nachdem sie eine halbe Stunde später nicht wieder Zuhause war, machte sich die Mutter gemeinsam mit Melanies Großmutter auf die Suche. Sie sprachen Passanten an, befragten auch die Mitarbeiterin eines nahegelegenen Kiosks, in dem Melanie öfter einkaufte. Noch am selben Abend wendete sich Melanies Mutter an die Polizei in Wiesbaden. Doch auch die sofort eingeleiteten Suchmaßnahmen verliefen ergebnislos. Melanie Frank war 160 Zentimeter groß, sie hatte blonde lange Haare und grau-grüne Augen. Am Tag ihres Verschwindens war sie bekleidet mit einem grünen T-Shirt, einer schwarzen Jeans, weißen Socken, einer orangefarbenen Armbanduhr und schwarz-weißen Turnschuhen. Nach Aussage der Mutter holte Melanie üblicherweise Zigaretten aus einem Automaten, der sich nur wenige Gehminuten von der Wohnung entfernt befand. Zeugen berichteten, gegen 21 Uhr ein Mädchen gesehen zu haben, bei dem es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Melanie gehandelt haben dürfte. Dieses Mädchen stand vor dem Eingang eines Hauses in der Graf-von-Galen-Straße 58, sah in Richtung der Straßenzufahrt und erweckte den Eindruck, als würde es auf jemanden warten. Danach verliert sich jede Spur. Zu Melanies Lebensgewohnheiten gehörte es, im Kiosk in Wiesbaden-Klarenthal, Einkaufszentrum Nord, für sich und ihre Mutter einzukaufen. Es ist denkbar, dass sie dort Kontakte knüpfte, von denen weder ihre Familie noch Freundinnen etwas mitbekamen. Immer wieder soll sie mit erheblicher Verspätung von der Schule, sie besuchte die August-Hermann-Franke-Schule in Wiesbaden, nach Hause gekommen sein. Seitens der Sicherheitsbehörden wurde der Fall zunächst als Vermisstenfall bearbeitet. Nach fortgeschrittener Zeit konnte ein Kapitaldelikt nicht mehr ausgeschlossen werden. Am 20. August 2008 fanden Mitarbeiter des Forstamts in einem bei Kisselbach gelegenen Waldgelände einen vollständig skelettierten menschlichen Schädel. Sie verständigten die Polizei. Bei einer späteren Suche konnte ein Oberschenkelknochen aufgefunden werden. Rechtsmedizinische Untersuchungen an beiden Skelettteilen ergaben eine übereinstimmende DNA. Nach Recherchen in der DNA-Analyse-Datei stand fest, dass es sich um Knochen von Melanie Frank handelt.
Zeugen werden gebeten, sich zu melden
Die CCU des HLKA hat die Ermittlungen übernommen und bittet um Hinweise, die im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Melanie Frank stehen - insbesondere zu den nachfolgenden Fragen:
- Wer hat Melanie Frank am Mittwoch, 16. Juni 1999, nach 21 Uhr alleine oder in Begleitung gesehen?
- Wer hat am Abend des 16. Juni 1999 im Bereich Wiesbaden Klarenthal auffällige Wahrnehmungen gemacht?
- Auf wen könnte Melanie am 16. Juni 1999 gegen 21 Uhr gewartet haben?
- Wer kann Angaben zu Melanie Lebensgewohnheiten und Freunden machen und wurde bisher von der Polizei noch nicht dazu vernommen?
- Zu welchen Personen, die sich regelmäßig im Bereich des Kiosks - Einkaufszentrum Wiesbaden-Klarentahl Nord - aufhielten, hatte Melanie näheren Kontakt?
- Welche ehemaligen Schüler der August-Hermann-Franke-Schule können Angaben dazu machen, wo sich Melanie nach Verlassen des Schulgeländes aufgehalten hat?
- Sind Spaziergängern oder anderen Personen in dem Waldgebiet bei Kisselbach im Juni 1999 Fahrzeuge oder Personen in verdächtiger Weise aufgefallen?
- Gibt es Personen, die in diesem Bereich Kleidungsstücke oder sonstige Gegenstände aufgefunden, festgestellt oder gegebenenfalls sogar mitgenommen haben?
- Nach Beobachtungen von Zeugen aus dem Bereich Wiesbaden-Klarenthal könnte ein dunkler BMW mit lauten Fahrgeräuschen (3er oder 5er Serie) mit dem Verschwinden des Mädchens im Zusammenhang stehen. Ist ein solches Fahrzeug am 16. Juni 1999 oder danach im Bereich Laudert/Kisselbach in irgendeiner Weise aufgefallen?
- Gibt es Hinweise auf bisher noch nicht zur Anzeige gebrachte Sexualstraftaten gegen Kinder, die damals im Alter von 10 bis 15 Jahren waren und im Bereich des Auffindeortes bzw. Wiesbaden-Klarenthal wohnen oder wohnten und die gegebenenfalls in Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt an Melanie Frank gebracht werden können?
Hinweise nehmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des HLKA auch weiterhin telefonisch unter der Rufnummer 0611/83-8300 oder per E-Mail an
LKA Hsessen